Prozeßsteuerung (ISO-Chiffre 01.06.05) ist die "Steuerung eines Prozesses, in dem ein Rechnersystem zur Regelung gewöhnlich kontinuierlicher Operationen oder Prozesse benutzt wird". Wir wollen diese Definition verallgemeinern und definieren: Prozeßsteuerung ist die Steuerung eines Prozesses an stofflichen, energetischen und/oder informationellen Operanden durch einen informationsverarbeitenden Prozeß.
Wir haben es hier mit einer Beziehung von zwei Prozessen zu tun. Den steuernden Prozeß wollen wir Steuerungsprozeß nennen, während der gesteuerte Prozeß Basisprozeß heißt.
_________________________ informationelle | | informationelle --------------->| Steuerungsprozeß |----------------> Operanden |_________________________| Operanden | ^ | inf. Opd. | V | _________________________ stoffl.,energ. | | stoffl.,energ. ===============>| Basisprozeß |================> u/o inf. Opd. |_________________________| u/o inf. Opd. Fundamentalrelation zwischen Basis- und Steuerungsprozeß
Analog heißen die Operatoren des Steuerungsprozesses Steuerungssystem und die Operatoren des Basisprozesses Basissystem. Ebenso können wir von Basisoperanden und Steuerungsoperanden sprechen. Die Zusammenfassung aller Elemente von Basisprozeß, Basissystem und Basisoperanden wollen wir Basis nennen, die Zusammenfassung der Elemente von Steuerungsprozeß, Steuerungssystem und Steuerungsoperanden heiße Steuerung.
Um die Aufgaben eines Steuerungsprozesses zu definieren, ist es notwendig, den Basisprozeß genau zu kennen. Insbesondere sind dabei die Fragen zu beantworten, welche Informationen aus dem Basisprozeß gewonnen werden können und welche Informationen Einfluß auf die Ausführung des Basisprozesses besitzen.
Die Informationsgewinnung aus dem Basisprozeß kann über Rezeptoren erfolgen. Dazu muß ermittelt werden, welche Werte ein Rezeptor liefern kann und wie diese vom Steuerungsprozeß zu interpretieren sind. Dies entspricht der Syntax und der Semantik der Rezeptorwerte.
Die Einwirkung der Steuerung auf den Basisprozeß vollzieht sich mit Hilfe von Effektoren. Auch von diesen müssen Syntax und Semantik definiert sein. Zusätzlich muß ermittelt werden, wie sich die Einflußnahmen in Reaktionen der Rezeptoren widerspiegeln, um den Erfolg oder Mißerfolg einer Beeinflussung des Basisprozesses ermitteln zu können.
Wenn der Basisprozeß informationsverarbeitende Prozesse enthält, können Informationsgewinnung und Einflußnahme auch über die Kommunikation mit diesen Prozessen abgewickelt werden. Dazu ist ein sogenanntes Kommunikationsprotokoll zu definieren und von den beteiligten Prozessen einzuhalten.
Die Steuerung vollzieht sich jedoch nicht im Selbstlauf. Zu den Aufgaben des Steuerungsprozesses gehört außerdem die Durchsetzung bestimmter Ziele, die an die Durchführung des Basisprozesses gebunden sind. Diese Vorgaben oder Anweisungen, die bei der Steuerung des Basisprozesses zu berücksichtigen sind, erhält der Steuerungsprozeß von informationsverarbeitenden Prozessen seiner Umgebung. Über ihre Realisierung ist der entsprechende Umgebungsprozeß mittels Meldungen zu benachrichtigen. Dazu gehören auch Meldungen über Fehler oder Nichtrealisierbarkeit der Vorgaben.
Jeder Steuerungsprozeß ist für die Ausführung einer Menge von Basisprozessen verantwortlich. Diese Menge ist nicht konstant, sie unterliegt zeitlichen Veränderungen. Die Zuordnung ausgeführter, also beendeter Basisprozesse zu einem Steuerungsprozeß wird aufgehoben, neue auszuführende Basisprozesse werden zugeordnet. Daraus ergibt sich, daß der Steuerungsprozeß stets ein hinreichend genaues Modell der Basis, und nicht nur der Prozesse, sondern auch der Operatoren und Operanden, führen muß. Damit muß eine Abbildung von Basiselementen auf (informationelle) Operanden der Steuerung erfolgen. Ein derartiges Modell muß alle für einen konkreten Steuerungsprozeß wesentlichen Basiselemente enthalten. Die in diesem Modell enthaltenen Basiselemente heißen Entitäten der Steuerung.
Entitäten sind Operanden eines Steuerungsprozesses, denen ein eindeutig Elemente der zugehörigen Basis zugeordnet sind. Die Existenz von Entitäten ist somit an die strikte Trennung von Basis und Steuerung gebunden.
Um Steuerungsprozesse entwerfen und implementieren zu können, ist es erforderlich, ihre Entitäten zu erkennen. Dies setzt eine genaue Kenntnis der zu steuernden Basis voraus. In der verarbeitenden Produktion werden zur Beschreibung der auszuführenden Operationen seit langem Arbeitspläne verwendet. Das Basissystem wird im allgemeinen durch Layouts, technische Zeichnungen mit einer Vielzahl von Informationen, angegeben. Immer mehr zeigt sich jedoch, daß diese Mittel nicht für die Steuerung großer Fertigungssysteme ausreichend sind, ganz zu schweigen von der Steuerung anderer Prozesse. Wo gibt es beispielsweise Arbeitsplanstammkarten für Dialog- oder Kommunikationsprozesse der Informationsverarbeitung? Deshalb wird der Modellierung national und international erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. Es sind qualitativ neue Modelle erforderlich, um die Steuerungsaufgaben der Zukunft zu lösen.
Mit der Erarbeitung eines Modells der Basis befaßt sich die Basisanalyse. Ihr wichtigstes Ergebnis, eine Hierarchie von Basisprozeßstrukturen, bildet die Grundlage für die Strukturierung der Steuerungsprozesse. Jedem Basisprozeß wird dazu ein bestimmter Steuerungsprozeß zugeordnet. Es entsteht eine Steuerungshierarchie, die nicht unbedingt den "klassischen" Formen von Koordinationssteuerungen entsprechen muß.
Im folgenden müssen die Aufgaben und Schnittstellen der Steuerungsprozesse festgelegt werden. Für jeden Steuerungsprozeß erfolgt eine erneute Basisanalyse unter Berücksichtigung seiner Aufgaben, seiner Schnittstellen und der Informationen, über die er verfügen muß. Daraus lassen sich dann unmittelbar die Entitäten dieses Prozesses ableiten.
Die Beschreibung der Entitäten kann mit Hilfe von Zustandsgraphen erfolgen. Zustandsgraphen sind ein wertvolles Hilfsmittel für Entwurf, Implementation, Testung und Ausführung von Steuerungsprozessen. Sie sind leicht verständlich, da sie die Sprache des Arbeiters nutzen können und auch von ihm verstanden werden. Sie sind übersichtlich und können mit geringem Aufwand in eine rechnergerechte Darstellung überführt werden (die der Arbeiter selbstverständlich nicht unbedingt beherrschen muß, wohl aber derjenige, der für Implementation und Wartung der Steuerung verantwortlich ist). Sie lassen sich leicht verifizieren und modifizieren, womit die Software flexibel wird.
Auf diese Weise entworfene Steuerungssysteme können mit Hilfe eines Zustandsgrapheninterpreters implementiert werden.
Ideal wäre es, auf der Grundlage der Basisprozeßanalyse die Synthese des Basissystems durchzuführen. Das bedeutet, erst wenn Klarheit darüber herrscht, welche Prozesse in der Basis auszuführen sind, wird das ausführende Basissystem entworfen.
Dieser Weg ist aber nicht gangbar, da Basissystem und Basisprozesse von Konstrukteuren und Technologen parallel entworfen werden müssen, um eine Einsparung von Entwicklungszeit zu erreichen. Zum anderen birgt "jede Konstruktion oder technologische Systemorganisation mehr Verwendungsmöglichkeiten ..., als das ursprüngliche funktionsstrukturelle Konzept vorsah." (HERLITZIUS et.al. S.38) Somit erfordert die Flexibilität eines Systems, auch nach dessen Fertigstellung weitere Arten von Prozessen ausführen zu können, die beim Entwurf noch nicht berücksichtigt werden konnten.
Die Steuerungsspezialisten müssen in der Regel die Basis als gegeben hinnehmen. Meist ist sogar schon die (Hardware-) Struktur des Steuerungssystems vorgegeben.
Da eine konkrete Steuerung stets einer konkreten Basis zugeordnet ist, nimmt die Analyse der Basis einen wichtigen Platz in der Phase des Entwurfs der Steuerung ein. So ähnlich sich viele Basissysteme und -prozesse auch ausnehmen, es gibt immer wieder spezifische Besonderheiten zu beachten. Das soll aber nicht heißen, daß nun für jede Basis die Steuerung völlig neu zu entwerfen ist.
Um den Aufwand für die Überleitung einer Steuerung auf eine andere Basis zu reduzieren, sollte bereits der Entwurf der Steuerung flexibel gestaltet werden. Daraus ergeben sich zusätzliche Anforderungen an den Steuerungsentwurf.
Schon bei der Analyse der Basis sollten allgemeine Gesetze und Besonderheiten herausgearbeitet und dokumentiert werden, um die Portabilität auf andere Systeme zu verbessern.
Da die Analyse der Basis ein schöpferischer Prozeß ist, wird sie häufig intuitiv durchgeführt. Bei genauerer Betrachtung dieses Prozesses erkennen wir aber auch hier Gesetzmäßigkeiten.
Die Basisanalyse besteht aus drei Teilen. Die zentrale Stellung nimmt dabei die Basisprozeßanalyse ein. Doch auch Basissystem- und -operandenanalyse sind von großer Bedeutung.
Basisanalyse: * +------> Prozeßanalyse <------+ | | | | | | V V Systemanalyse Operandenanalyse Bestandteile der Basisanalyse
Die Basisanalyse ist sowohl ein iterativer als auch ein rekursiver Prozeß. Iterativ müssen in die Basisprozeßanalyse stets wieder die Ergebnisse der Basissystem- und -operandenanalyse einfließen. Das Ziel einer Iteration besteht darin, Basisprozeß, Basissystem und Basisoperanden so anzugeben, daß die Darstellung in sich geschlossen ist und den vorgegebenen Basisprozeß vollständig beschreibt. Ein Iterationsschritt soll nur so detailliert wie nötig erfolgen, eine weitere Detaillierung bleibt den Rekursionen vorbehalten. Das Ziel einer Iteration ist dann erreicht, wenn weitere Erkenntnisse über die Basis nur noch durch Rekursion erhalten werden können.
Rekursiv können auf jeden erkannten Basisprozeß (mit den dazu gehörigen Operanden und Operatoren) wiederum die Methoden der Basisanalyse angewendet werden. Damit wird eine genauere Darstellung des Basisprozesses erreicht. Die rekursive Basisanalyse wird solange durchgeführt bis alle für eine gestellte Steuerungsaufgabe notwendigen Einzelheiten erkannt worden sind.
In der Praxis wird das Basissystem anfangs in Form einer technischen Zeichnung beschrieben. Die Beschreibung des Basisprozesses erfolgt mit Technologien, meist durch Arbeitsplanstammkarten. Beides, technische Zeichnungen und Arbeitsplanstammkarten, sind im allgemeinen die Ausgangspunkte für die Basisanalyse - nicht weniger, aber auch nicht mehr, da sie in mancher Hinsicht viel zu detailliert, andererseits aber auch wieder viel zu grob sind. Hier muß sehr genau geprüft werden, was in einem Analyseschritt übernommen werden kann, was verfeinert oder was erst einmal vergröbert werden muß. Letzteres trifft besonders auf die ersten Schritte der Basisanalyse zu.
Die Basisanalyse ist nur in ihren Grundzügen automatisierbar. Wieweit jedoch die Automatisierung diesen Prozeß unterstützen mag, stets ist das Verständnis des Bearbeiters, sein Abstraktionsvermögen, die Möglichkeit des Zusammenwirkens mit Technologen und Konstrukteuren entscheidend für die Qualität der Lösung. Hier kann der Rechner nur ein unterstützendes und prüfendes Hilfsmittel sein.
Das Ziel der Basisprozeßanalyse ist die Erarbeitung der Struktur des Basisprozesses. Ausgehend von der Aufgabe des Gesamtprozesses müssen die zur Lösung notwendigen Teilprozesse erkannt und dokumentiert werden. Dabei ist zu beachten, daß die globale Aufgabe im allgemeinen aus der disjunkten Vereinigung mehrerer Aufgaben besteht, d.h., der Basis können zu beliebigen Zeitpunkten verschiedene Aufgaben gestellt werden. Eine erste Basisprozeßstruktur kann entweder vorgegeben sein (z.B. Arbeitsplanstammkarten, Ergebnisse vorhergehender Prozeßstrukturierungen) oder aus dem Resultat einer Basisoperandenanalyse abgeleitet werden.
Die Basisprozeßanalyse umfaßt:
Wichtigste Ergebnisse der Basisprozeßanalyse sind die Prozeßstrukturen der gestellten Aufgaben oder Aufgabenklassen. Diese sind stets Repräsentanten der wirklich auszuführenden Prozesse. Sie besitzen Parameter, die einen Teilprozeß genauer beschreiben. Basisprozeßstrukturen sind in der Regel irreflexible Halbordnungsrelationen. Eine Ausnahme stellen gleichartige Prozesse dar, die in bestimmter Anzahl wiederholt werden müssen, z.B. Breitenmessungen für die Mikroelektronik (KLUGE). Für diese können, um die Übersichtlichkeit der Prozeßstruktur zu erhöhen, reflexive Kanten verwendet werden. In jedem Fall sollten Zyklen in der Basisprozeßstruktur vermieden werden. Um diese zu beschreiben, falls es sie gibt, muß ein weiterer Rekursionsschritt durchgeführt werden.
Jede Basisprozeßstruktur muß folgende Eigenschaften besitzen:
Die Basisprozeßanalyse darf nicht zu sehr ins Detail gehen, damit ein Verlust an Übersichtlichkeit vermieden wird. Insbesondere sollten innerhalb einer Prozeßstruktur, die nicht durch eine Operandenanalyse entstanden ist, nur gleichartige Operanden auf treten. Qualitative oder quantitative Änderungen von Operanden durch spezielle Operationen (Aufspannen auf Paletten, Zusammenfassung und Splittung von Losen) sollten sorgfältig analysiert werden, um ihren Platz in der Prozeßstruktur zu ermitteln.
Die Basisoperandenanalyse wird durchgeführt, um die Beziehungen der Operanden der Basis, die im Gegensatz zu den Steuerungsoperanden stofflicher, energetischer und/oder informationeller Natur sein können, untereinander zu erkennen. Grundlage der Basisoperandenanalyse ist das Ergebnis der Basisprozeßanalyse bzw. eine Beschreibung der Basisoperanden. Letztere liegt in der Regel nicht vor und muß in Zusammenarbeit mit Technologen und/oder Konstrukteuren erstellt werden. Für die Erarbeitung können Stücklisten verwendet werden, es ist auch denkbar, eine erste Basisoperandenstruktur aus dem Ergebnis vorgelagerter CAD-Prozesse zu erhalten.
Bei der Basisoperandenanalyse müssen folgende Aufgaben gelöst werden:
Die Ergebnisse der Basisoperandenanalyse widerspiegeln sich unmittelbar in der Basisprozeßstruktur, da zwischen Operanden- und Prozeßstrukturen ein direkter Zusammenhang besteht. Schon ENGELIEN 1981 stellte fest, daß jedem Operanden eindeutig ein Prozeß zugeordnet werden kann, der diesen Operanden erzeugt. Diese Art der Überführung einer Operanden- in eine Prozeßstruktur finden wir häufig in der Informationsverarbeitung. Da die Prozeßstruktur auch leicht durch die Problemanalyse gefunden werden kann, spielt die Operandenanalyse hier meist eine untergeordnete Rolle.
Anders sieht es bei der Analyse von stofflichen und/oder energetischen Operanden aus: Hier werden häufig mehrere gleichartige Operanden zur Herstellung eines neuen Operanden benötigt. Wir erhalten damit Operandenstrukturen, in denen dargestellt werden muß, wie viele Operanden eines Operandentyps zur Erzeugung eines oder einer Anzahl von Operanden eines anderen Typs benötigt werden.
________________ ________________ | | a : b | | | Operand A |----------->| Operand B | |________________| |________________| a Operanden A gehen in b Operanden B ein. Darstellung einer allgemeinen Operandenstruktur
Auch diese allgemeinen Operandenstrukturen lassen sich durch eindeutige Zuordnung von Prozessen zu den Operanden in Prozeßstrukturen überführen. Wir müssen aber die Menge der erzeugten bzw. benötigten Operanden bei der Kantenbewertung berücksichtigen. Die erhaltenen Prozeßstrukturen haben jedoch eine andere Aktivierungsbedingung für die Teilprozesse. Diese lautet: "Ein Prozeß kann ausgeführt werden, wenn alle für eine einmalige Ausführung notwendigen Eingangsoperanden vorhanden sind." Damit ist auch klar, daß diese Prozeßstrukturen nicht für eine einmalige Abarbeitung vorgesehen sind, sondern daß sie eine Bearbeitungsfolge lediglich beschreiben.
_______________ _______________ | | a1 a2 | | | Prozeß A |--------|------->| Prozeß B | |_______________| Operand A |_______________| Bei einmaliger Abarbeitung erzeugt Prozeß A a1 Operanden A. Für eine einmalige Abarbeitung benötigt Prozeß B a2 Operanden A. Der senkrechte Strich (|) in der Kante repräsentiert Lagerprozesse und ggf. Transportprozesse. Darstellung einer operandenabhängigen Prozeßstruktur
Wenn Operanden gleicher Art und Qualität auf verschiedene Weise erzeugt werden können (verschiedene Zulieferer, Erzeugung durch Herstellung oder Demontage anderer, nicht mehr benötigter Operanden), erhalten wir alternative Operandenstrukturen. Die Zuordnung von Prozessen zu Operanden führt nicht mehr zu einer reinen Prozeßstruktur, da die von den Prozessen benötigten und erzeugten Operanden in die Struktur mit eingehen müssen. Diese Struktur enthält zwei verschiedene Knotenarten, die Prozesse und die Operanden. Sie ist am ehesten mit speziellen PETRI-Netzen (M-Netze, s. KALTWASSER et.al.) vergleichbar. In der folgenden Abbildung wird gezeigt, wie Operand D durch die Prozesse D1 oder D2 aus a Operanden A und b1 Operanden B oder b2 Operanden B und c Operanden C erzeugt werden kann, wobei jeder Prozeß eine andere Anzahl von Operanden D herstellt. Werden solche Netze für die Basisanalyse verwendet, so führt das schnell dazu, den gesamten Basisprozeß in einem einzigen Netz darzustellen, z.B. wenn bestimmte Bauteile für mehrere Zieloperanden verwendet werden können. Übersichtlichkeit und Prüfbarkeit gehen verloren.
_________ a ++++++++++++++++ |Operand A|---->+ + d1 |_________| + Prozeß D1 +----------+ + + | +----->+ + | | b1 ++++++++++++++++ V _________ _________ |Operand B| |Operand D| |_________| |_________| | ^ | b2 ++++++++++++++++ | +----->+ + | + + d2 | _________ + Prozeß D2 +----------+ |Operand C|---->+ + |_________| c ++++++++++++++++ M-Netz zur Darstellung von Prozessen der Herstellung gleicher Operanden
Eine Alternative zu dieser Darstellung bietet die Kombination von Operanden- und Prozeßstrukturen. Treten in einer Phase der Basisanalyse derartige Operandenstrukturen auf, so werden den darin enthaltenen Operanden lediglich die alternativ möglichen Prozesse ihrer Herstellung zugeordnet, ohne eine Struktur auf diesen zu bilden. Die Analyse dieser Prozesse ist dann Bestandteil der rekursiven Basisanalyse.
Die Dekomposition von Prozessen hat noch eine weitere Nebenwirkung, die aber nur die Steuerungsprozesse betrifft. Die Frage, wann ein Prozeß aktiviert wird, kann nicht mehr allein vom Vorhandensein aller Eingangsoperanden bzw. der Beendigung aller Vorgängerprozesse abhängen. Da in einer hierarchisch höheren Ebene die interne Struktur der Basisprozesse unbekannt ist, muß die Aktivierung bei jeder erfüllten Eingangsbedingung erfolgen können. Die daraus resultierenden Probleme, insb. bei alternativen Arbeitsplänen, müssen die Steuerungsprozesse lösen, es hat keine Auswirkung auf die Basisanalyse.
Ziel der Basissystemanalyse ist die Erarbeitung der Basissystemstruktur. Ausgehend von den Ergebnissen der Basisprozeßanalyse werden die Elemente des Basissystems untersucht. Dabei sind folgende Aufgaben zu lösen:
Es ist nicht unbedingt notwendig, die bei der Prozeßanalyse festgelegten Operatoren unverändert zu übernehmen. Zum Beispiel kann bei diesem Analyseschritt erkannt werden, daß bestimmte Operatoren zu größeren Einheiten (Operatorklassen, Operatorgruppen) zusammengefaßt werden können. Sobald eine solche Möglichkeit erkannt und dokumentiert wurde, muß die weitere Bearbeitung der Systemanalyse vorerst abgebrochen und das Ergebnis der Prozeßanalyse aktualisiert werden. Das bedeutet, daß auf jeden Fall die Zuordnungen der Operationen zu den Operatoren verändert werden müssen, es kann aber auch zur Komposition mehrerer Operationen kommen.
In den vorhergehenden Abschnitten haben wir hauptsächlich die Ziele der Dekomposition von Prozessen, Operanden und Systemen betrachtet. Dabei wurde stets auch auf die Möglichkeit der Komposition hingewiesen. Obwohl die Dekomposition die Hauptmethode der Basisanalyse darstellt, erscheint es angebracht, auch auf die Bedeutung der Komposition einzugehen.
Die Notwendigkeit von Kompositionsschritten liegt in der Existenz zu detaillierter Beschreibungen von Operanden, Prozessen und Systemen begründet, die in der Regel als Ausgangspunkt der Basisanalyse dienen. Durch die Komposition wird eine Zusammenfassung verschiedener Basiselemente erreicht, die uns ein besseres Verständnis der Basis erlaubt.
Für die Komposition haben sich die Methoden der Gruppen-Technologie bewährt. KUSIAK/CHOW unterscheiden dabei drei Hauptmethoden: die visuelle Methode, bei der die einzelnen Elemente nach visuellen Gesichtspunkten klassifiziert werden, die Methode der Codierung, bei der bestimmte Eigenschaften der zu klassifizieren den Objekte bestimmt und für die Klassifizierung herangezogen werden und die Cluster-Analyse. Dabei beschränken sich KUSIAK/ CHOW auf die Komposition von Maschinen (Operatoren) und Teilen (Operanden). MARTIN sieht in der Gruppen-Technologie eine zukunftsträchtige Methode zur Realisierung von CIM-Konzepten. Dazu muß sie aber auch auf Personal und Management angewandt werden. Er weist außerdem darauf hin, daß die Gruppen-Technologie umstritten ist, da noch Unklarheiten bestehen, ob durch sie nicht die Lösung der globalen Aufgabe der Steuerung negativ beeinflußt wird.
Die Gruppen-Technologie ist als Mittel zur Komposition von Operanden, Systemen und Prozessen der Basis geeignet. Sie kann aber nur ihre volle Wirksamkeit entfalten, wenn die komponierten Elemente durch die weitere Analyse wieder dekomponiert werden und damit ihren Platz in einer hierarchischen Struktur erhalten. Diese Punkte, Anwendung auf Basisprozesse und erneute Dekomposition, scheinen bisher beim Entwurf von CIM-Systemen vernachlässigt worden zu sein.
Nach mehreren Iterationen und Rekursionen erhalten wir das Ergebnis der Basisanalyse. Es besteht aus einer Hierarchie von Prozeß-, System- und Operandenstrukturen. Die Hierarchieebenen ergeben sich aus der rekursiven Anwendung der Prinzipien der Basisanalyse. Dabei entsteht zwangsläufig eine hierarchische Prozeßstruktur, während System- und Operandenstrukturen nicht unbedingt auf jeder Ebene angegeben sein müssen.
Innerhalb einer Ebene sind die Basiselemente durch vielfältige Beziehungen miteinander verknüpft. Zwischen den Hierarchieebenen gibt es nur Beziehungen zwischen Basiselementen der gleichen Kategorie, also zwischen Operationen oder Operatoren oder Operanden.
Die Ergebnisse der Basisanalyse sind aber noch nicht endgültig. Beim Entwurf der Steuerungsprozesse werden wir noch einmal darauf zurückkommen müssen.
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Original © 1990 by Dresden University
of Technology; Dept. of Information Science; Applied Computer Science